Felix Martin Furtwängler ist als Maler, Zeichner, Grafiker und Büchermacher ein Wanderer zwischen vielen künstlerischen Möglichkeiten. Das Werk hat einen enormen Umfang und wurde bisher in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und aus deren spezifischen Blickwinkeln publiziert. Egal ob Tafelbild, Druckgrafik, Buch oder Objekt: Furtwänglers Kunst rührt aus Zuständen, die das Leben schreibt, die sich einschreiben und in den Bildern zur Form finden. Sie sind in dem Sinne veristisch, als sie schutzlos und offen sind. Wir sehen keine klotzig abgeschilderte Realität, sondern die empfindsame Reflexion eigenen Erlebens in einer der leidenschaftlichsten Bildsprachen, die in der deutschen Gegenwartskunst zu finden ist. Furtwänglers Bildsprache lehnt sich – vor allem im Frühwerk – inhaltlich und gestisch an den deutschen Expressionismus an. Da explodieren zwar nicht Häuser, Straßen und Plätze wie in Ludwig Meidners apokalyptischen Visionen, aber die Stimmung ist alles andere als optimistisch – eher abgründig, verhalten – manchmal auch subversiv, sich verweigernd, philosophierend. Zugleich provoziert das Fragmentarische zu einer Arbeit in Folgen, zu einer erfindungsreichen Auseinandersetzung, die sich bei Furtwängler von Beginn an auffällig häuft. Die bevorzugte Technik ist die zugleich widerständigste, die Druckgrafik, die er wie kaum ein anderer Künstler in Deutschland beherrscht. Neben einem Hang zur thematischen Versenkung sind es vor allem Ernsthaftigkeit und Humor, die den fortgesetzten Einfallsreichtum dieser künstlerischen Strategie garantieren. Vor allem dort, wo sich Ausblicke aus Einblicken speisen, garantieren Ernsthaftigkeit und Humor die nötige Transparenz. Neben formalen Experimenten, etwa Mischtechniken, die den Prozess ihrer eigenen Entstehung virtuos verschleiern, einer umfassend gebildeten Meisterschaft entlang der meisten Drucktechniken, ist es immer wieder jener hohe Grad an Authentizität, der Furtwänglers Bildsprache auffällig macht. Vielfalt und Fülle des Werkes haben viele Facetten. Furtwängler besitzt die künstlerische Kraft und den nötigen Mut gegensätzliche Strömungen in seine Richtung zu formen. Das zeugt nicht nur von Erfindungsreichtum, sondern ist auch Beleg für das Misstrauen gegen die endgültige Form, gegenüber einer endgültigen Wahrheit, die es auch im Künstlerischen nicht gibt. Unsere Ausstellung wird vor allem Zeichnungen, Drucke, Buchkunst und auch Gemälde zeigen. Viele der ausgestellten Werke werden erstmals gezeigt und auch durch Arbeiten aus unserer Sammlung bereichert. Der Katalog stellt die Verbindung zur Jenaer Geistesgeschichte her, diskutiert Werke aus der Sammlung und stellt die Vielfalt und Relevanz der Arbeit des Künstlers dar.